Liebe Mitglieder und Freunde,
zuweilen erreichen uns Fragen, die auch der Vorstand und telefonisch kontaktierte Mitglieder nicht sofort lösen können. Daher möchten wir hier in Zukunft solche Fragen veröffentlichen, für deren Lösung „Schwarmintelligenz“ nötig scheint. Sie dürfen gerne in die Kommentare Antworten oder nur Mutmaßungen schreiben, wir sind für jeden Hinweis dankbar.
Wenn Sie wiederum Fragen haben, zögern Sie nicht uns zu kontaktieren.
Eine Frau aus Frankfurt schrieb uns:
Vor ein paar Wochen kaufte ich mir das Buch „Auf Reisen“ aus dem Fischer-Verlag und las darin auch die Reisebeschreibung „Donaufahrt vor zweihundert Jahren“, die erstmals in der Zeitschrift „Donauland“ 1917 erschienen ist.
Gleich zu Beginn des Textes bezieht sich Zweig auf ein Buch mit dem Titel „Die Kunst des Zuhausereisens“ von einem namentlich nicht genannen Autor.
Seine Schilderungen machten mich neugierig, und ich begann über dieses Buch zu recherchieren, leider bisher ohne jeglichen Erfolg.Ist etwas über dieses Buch bekannt oder entspringt es am Ende gar der Phantasie Zweigs ?
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Leider habe ich Stefan Zweigs „Donaufahrt“ nicht zur Hand, um den gesuchten Text etwas mehr einkreisen zu können. Doch dachte ich gleich an Xavier de Maistres „Die Reise um mein Zimmer“ – ob es sich darum handeln könnte?
Herzliche Grüße,
Michael H. Gerloff
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Besten Dank für Ihre plausible Vermutung. Stefan Zweig kannte die französische Literatur der 2. Hälfte des 18. Jahrhunderts. Dass er Xavier de Maistres „Die Reise um mein Zimmer“ (1794) in seinem Text „Donaufahrt“, verfasst 1917 für die „vaterländische“ Zeitschrift „Donauland“, nicht nennt, könnte damit zusammenhängen, dass die Nennung eines französischen Buches nicht opportun war. Man könnte annehmen, dass Zweig sich selbst zensuriert hat.
Im „Autoren-, Künstler- und Werkindex zu den Werken von Stefan Zweig, erstellt von Frank Geuenich, 4., ergänzte Version, Aachen, 2016“, hier auf unserer Homepage, https://stefan-zweig.com/autoren-kuenstler-und-werkindex-stefan-zweig/
ist Xavier des Maistre (1763-1852) nicht erwähnt, wohl aber sein Bruder Joseph Marie, Comte de Maistre (* 1. April 1753 in Chambéry; † 26. Februar 1821 in Turin), ebenfalls Schrifsteller und konservativer politischer Philosoph. Zweig erwähnt ihn in seinem Buch „Drei Meister – Balzac. Dickens. Dostojewski“.
Wir werden Ihrer Anregung nachgehen.
„Internationale Stefan Zweig Gesellschaft“
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Leider passt zu dieser Vermutung nicht ganz, dass Zweig das fragliche Buch als Werk „unserer neuen Literatur“ bezeichnet – die „Reise um mein Zimmer“ erschien ja bereits 1794…
Viele Grüße
Frank Geuenich
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Sehr geehrter Herr Geuenich,
herzlichen Dank für Ihre Antwort. Sie haben natürlich recht, daß de Maistre nicht passen kann. Der Hinweis auf einen Text „unserer neuen Literatur“ wäre in der Frage natürlich hilfreich gewesen. Immerhin habe ich nun auch „Auf Reisen“ und zudem Bernd Stieglers „Reisender Stillstand“ über literarische (u.a.) Zimmerreisen. Ein erster Streifzug durch das Literaturverzeichnis hat keinen neuen Anhaltspunkt gebracht.
Allerdings sagte mir meine Frau, daß ihr vor einer Weile bei Recherchen zum Expressionismus ein Zimmerreisender begegnet sei – sie wird demnächst noch mal ihre Unterlagen durchgehen.
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Sehr geehrter Herr Gerloff,
vielen Dank, dass Sie und Ihre Frau in dieser Sache so eifrig recherchieren – bitte lassen Sie uns über diesen Blog auf jeden Fall wissen, falls Ihre Suche etwas ergibt. Im Zuge meiner Recherchen für den von Herrn Holl oben erwähnten Index konnte ich die Frage nach dem Buch „Die Kunst des Zuhausereisens“ seinerzeit nicht klären bzw. das Buch und seinen Autor nicht eruieren. Da ich den Index aber regelmäßig aktualisiere und erweitere, sind mir neue Erkenntnisse stets willkommen!
Viele Grüße
Frank Geuenich