Kürzlich erhielten wir diese interessante Frage per E-Mail, obwohl wir sie bereits über ein Mitglied gelöst haben, wollen wir sie Ihnen nicht vorenthalten.
Guten Tag,
ich habe eine Bitte an einen Spezialisten oder eine Spezialistin. Es geht um die Klärung einer Wette. Meine Wettpartnerin behauptet, dass in einer Erzählung von Stefan Zweig folgende Konstellation beschrieben wird:
Eine Frau bekommt Jahr für Jahr von ihrem ehemaligen Geliebten zum Geburtstag einen Blumenstrauß zugeschickt. Als der Strauß ausbleibt, erfährt sie, dass der ehemalige Geliebte nicht selbst diese Sträuße geschickt hat, sondern irgendwann seiner Sekretärin diesen Auftrag pauschal gegeben hat. Und als die Sekretärin dann in Rente geht, bleibt eben auch der Strauß aus.
Nun behaupte ich, dass dies in dem Buch vorkommt von Urs Widmer, Der Geliebte der Mutter. Das haben wir auch überprüft und es ist so. Meine Wettpartnerin aber meint, der gleiche Plot komme auch in einer Stefan Zweig-Erzählung oder in einem Roman vor.
Ich habe vergeblich in meinem Umkreis nachgefragt, aber keiner konnte mir weiterhelfen. Daher meine Bitte an jemanden aus der Stefan-Zweig-Gesellschaft, der oder die vertraut ist mit dem Werk. Über eine Antwort würde ich mich sehr freuen – ist der Wett-Einsatz doch verhältnismäßig hoch!
Unser Mitglied Frank Geuenich, der auch den Autoren-, Künstler- und Werkindex zu Stefan Zweig begründet hat aktuell hält, schreibt dazu:
tatsächlich kann ich in diesem Falle weiterhelfen. Die von Frau G. bzw. ihrer „Wettpartnerin“ skizzierte Konstellation findet sich – nicht exakt so, aber ähnlich – in Zweigs „Brief einer Unbekannten“. Allerdings ist es in dieser Erzählung (Zweig war wohl emanzipierter als Widmer) die Frau (Protagonistin der Erzählung), die dem von ihr geliebten Romanschriftsteller R. (von dem sie aus einer Liebesnacht ein Kind hat, ohne dass er dies weiß und ohne dass er seither Kontakt zu ihr hatte) immer zu seinem Geburtstag einen Strauß weiße Rosen schickt – bis sie stirbt. Erst dann erfährt er aus einem kurz vor ihrem Tode abgeschickten Brief von dem ganzen Sachverhalt, kann sich aber auch dann kaum an sie erinnern. Enthalten ist die Erzählung in dem bei Fischer erschienenen Band „Brennendes Geheimnis“, S. 153-199.
Was das für die Wette bedeutet, müssen die beiden Wettdamen natürlich unter sich ausmachen…
Über die Höhe des Wetteinsatzes liegen uns bisher keine Informationen vor.