Verleihung des „Goldenen Ehrenzeichens für Verdienste um die Republik Österreich“ an Dirk Jansen

Unser sehr geschätztes Mitglied Dirk Jansen wurde am 18. Januar 2019 in der Österreichischen Botschaft in Den Haag mit dem Goldenen Ehrenzeichen für Verdienste um die Republik Österreich ausgezeichnet.

Hierzu gratulieren wir Dirk sehr herzlich und danken auf diesem Wege für seine verdienstvolle Arbeit um Stefan Zweig. 

Dirk Jansens Dankesrede im Wortlaut:

Sehr geehrte Frau Gürer, sehr geehrte Frau Bouwman, liebe Familie und liebe Stefan Zweig Freunde und Freundinnen,

Die ganze Geschichte zwischen Stefan Zweig und mir hat vor mehr als zehn Jahren an einem regnerischen, dunklen Abend in Salzburg begonnen. Meine Frau und ich kannten Salzburg noch nicht so gut, und ich wanderte im Dunkeln durch die wunderschöne Altstadt. In einem Hinterhof sah ich riesig große Holzkisten mit der Aufschrift STEFAN ZWEIG. Wie die meisten Holländer dachte ich: Stefan Zweig…? Es kam langsam eine blasse Erinnerung an ein dünnes Büchlein auf meiner Literaturliste in der Realschule. Wahrscheinlich die „Schachnovelle“. Ich kam mit einem Mann in der Nähe der Kisten ins Gespräch (später erwies er sich als Herr Hildemar Holl, Vorsitzender der Internationalen Stefan Zweig Gesellschaft), und nach einer Stunde plaudern regte er an ,die Stefan Zweig Ausstellung, die in den Containern war, in Amsterdam aufzustellen und so Stefan Zweig in den Niederlanden mehr Bekanntheit zu geben. Ich war auf dem Wege in Pension zu gehen, also hat mir die Frage gefallen. Auf diese Weise entstand mit Hilfe von einigen Freunden die „Stefan Zweig Genootschap Nederland“. Also, Stefan Zweig war nicht meine Liebe auf den ersten Blick. Aber bei mir ist ohne Zweifel im Laufe der Jahre wirkliche Liebe und Wertschätzung gewachsen für seine Werke und für seine Person.

Es hat mich einige Zeit gekostet, Zweigs Werke zu lesen und einigermaßen zu verstehen, welche Art von Person er war. Ich habe gelernt, dass er einer der berühmtesten und meistgelesen Schriftsteller seiner Zeit war, dass er ein introvertierter Mensch war, der aber auch regelmäßig die Publizität suchte; dass er es liebte zu reisen und die Stille zu suchen, um zu denken und zu schreiben, dass er Jude war in einem Zeitraum, in dem es für Juden sehr schwer war zu leben. Aber dann bleibt noch die Frage, warum bei mir die Wertschätzung, die Liebe für seine Werke und für seine Person so stark gewachsen ist.

Ich denke, dass es etwas zu tun hat mit der Mischung, die Zweig macht von seinen jüdischen und humanistischen Überzeugungen. Bitte haben Sie keine Angst: meine kleine Rede eignet sich nicht zu langen, komplizierten Verhandlungen. Darum kurz gesagt:  Zweig geht aus von der Selbständigkeit, der Autonomie des Menschen (sein humanistischer Ausgangspunkt!) – und daneben unterstützt er die vor allem jüdische Meinung, dass der Mensch einen freien Willen hat, zwischen seinen guten und schlechten Tendenzen zu wählen. Und die Mischung macht die Personen in den Werken Zweigs so besonders, sie sind oft wechselnd gut und schlecht: wie zum Beispiel in seiner kurzen Erzählung „Unvermutete Bekanntschaft mit einem Handwerk“. Da kann man sich ohne viel Mühe einleben in das Handwerk eines unglücklichen Taschendiebs; und wer kann lebendiger, wie in seiner Erzählung „Die Mondscheingasse“, den Streit zwischen Mann und Frau beschreiben mit ihren vielen Schwächen und Stärken von beiden Seiten, und hat er nicht den raffinierten Schurken Joseph Fouché auf solche Weise beschrieben, dass der Leser sogar anfängt, ein bisschen Verständnis für ihn zu fühlen? All diese Personen handeln autonom, selbständig, nicht gelenkt durch eine äußere Macht. Zweig hat nie humanistische Theorie geschrieben oder abstrakte Darlegungen über Humanismus. Toleranz und Gerechtigkeit (oder der Mangel daran) sind in den Aussagen und im Tun seiner literarischen Hauptpersonen zentral. Sie versuchen Fanatismus und Eindimensionalität zu entgehen. Deutlicher, praktischer und kräftiger kann es kaum geschrieben werden.

Meiner Meinung nach war der Jude Stefan Zweig ein hervorragender, praktischer Humanist. Und vielleicht könnte der praktische Humanismus, Humanismus in der Art und Weise Stefan Zweigs, in unserer verwirrenden, suchenden Zeit uns eine hilfreichen Hand reichen.  

Zum Schluss:

Ich danke der Republik Österreich für die von mir sehr geschätzte Auszeichnung. Ich bitte die Frau Botschafterin, meinen Dank nach Wien weiter zu leiten.

Die Stefan Zweig Genootschap Nederland hätte die Arbeit nicht mit Ergebnissen und Freude machen können ohne die Unterstützung durch die Österreichische Botschaft in Den Haag. Viele Botschafter in den letzten 12 Jahren haben uns finanziell und praktisch geholfen. Wir sind ihnen dafür sehr dankbar. Für uns hatte die Botschaft all diese Jahre auch ein beständiges Gesicht. Es war immer möglich ein geneigtes Ohr zu finden bei Frau Daria Bouwman und nicht selten kamen wir zu einer fruchtbaren Zusammenarbeit.

Danke Frau Gürer, danke Daria, danke Stefan Zweig Freunde und Freundinnen, danke Familie.

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